Die Geschichte von Abraham


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Die Geschichte von Abraham (teil 1 von 7): Einleitung

Einer der Propheten, denen die größte Aufmerksamkeit im Qur´an geschenkt wird, ist der Prophet Abraham.  Der Qur´an erzählt von ihm und seinem unerschütterlichen Glauben an Gott, der ihn zuerst aufforderte, sein Volk und deren Götzen zu meiden, und später durch zahlreiche Prüfungen, die Gott ihn in den Weg stellte, um seinen wahren Glauben zu beweisen. 

Der Islam sieht in Abraham einen strikten Monotheisten, der sein Volk dazu aufrief, Gott allein anzubeten.  Für diesen Glauben ertrug er große Schwierigkeiten, sogar sich durch seine Auswanderung in verschiedene Länder von seiner Familie und seinem Volk zu trennen.  Er war einer, der unterschiedliche Befehle Gottes, mit denen er auf die Probe gestellt wurde, erfüllt hat und damit seine Wahrhaftigkeit bewies.  

Aufgrund dieser Stärke des Glaubens, nennt der Qur´an die eine und einzige wahre Religion den "Weg Abrahams", obgleich auch Propheten vor ihm schon wie Noah zu demselben Glauben aufgerufen hatten.  Wegen seines unermüdlichen Gehorsams Gott gegenüber, gab Er ihm den besonderen Titel "Khaliel" oder geliebter Diener, den zuvor noch nie ein Prophet erhalten hatte.  Weil Abraham so hervorragend war, erwählte Gott Propheten von seinen Nachkommen, darunter Ismael, Isaak, Jakob (Israel) und Moses, um die Völker zur Wahrheit zu führen. 

Den hohen Rang besitzt Abraham im Judentum, Christentum und im Islam gleichermaßen.  Die Juden sehen ihn als das Vorbild für sittliche Werte, denn er erfüllte alle die Gebote noch bevor sie offenbart wurden, und er war der erste, der zu der Einsicht gelangte, dass es nur Einen Wahren Gott gibt.  Er wird als der Vater des auserwählten Volkes angesehen, als den Vater der Propheten, mit denen Gott Seine Reihe von Offenbarungen begann.  Im Christentum wird er als der Vater aller Gläubigen betrachtet (Römer 4:11) und sein Vertrauen in Gott und sein Opfer werden als Beispiel für spätere Heilige genommen (Hebräer 11).

Da Abraham eine so hohe Wichtigkeit zuerkannt wird, ist es wert, dass man sein Leben studiert und die Aspekte untersucht, durch die er zu dem hohen Rang kam, den Gott ihm gewährt. 

Obwohl der Qur´an und die Sunnah nicht alle Einzelheiten von seinem gesamten Leben erwähnen, erwähnen sie doch bestimmte Tatsachen, die der Erwähnung wert sind.  Wie bei anderen Personen die im Qur´an und in der Bibel Erwähnung finden, geben Qur´an und Sunnah Einzelheiten von deren Leben wieder, um einige irreführende Ansichten früherer offenbarter Religionen klarzustellen, oder solche Aspekte, die bestimmte Mottos und Sitten wiederspiegeln, die es Wert sind, erwähnt und betont zu werden.  

Sein Name

Im Qur´an ist der einzige Name für Abraham "Ibrahiem" und "Ibrahaam", beide teilen die Grundwurzel: b-r-h-m.  Obwohl Abraham in der Bibel zuerst als Abram bekannt ist, und dann wird gesagt, dass Gott ihn angewiesen hat, seinen Namen zu Abraham zu verändern, bleibt der Qur´an zu diesem Thema still, weder bestätigt er es noch widerruft er es.  Moderne jüdisch-christliche Gelehrten zweifeln allerdings an der Geschichte von der Änderung des Namens und nennen sie "ein beliebtes Weltspiel".  Assyriologen geben zu Bedenken, dass der hebräische Buchstabe ´haa´ (h) im Minneanischen Dialekt anstelle eines langen ´aa´ geschrieben wurde, und dass der Unterschied zwischen Abraham und Abram nur dialektischer Natur ist.[1]  Dasselbe kann für die Namen Sarai und Sara gesagt werden, denn ihre Bedeutung ist ebenfalls identisch.[2]

Seine Heimat

Es wird geschätzt, dass Abraham 2.116 Jahre vor Jesus in oder in der Umgebung der mesopotanischen[3] Stadt Ur[4]  geboren wurde, 200 Meilen südöstlich des heutigen Baghdad[5].  Sein Vater war ‘Aazar’, ‘Tharah’ oder ‘Terakh’ in der Bibel, ein Götzenanbeter, der von den Nachkommen Sems, Noahs Sohnes, abstammte.  Einige Gelehrten der Exegese vermuten, dass er nach einem der Götzen, die er anbetete, ´Azar´ genannt worden war.[6]  Er war höchst wahrscheinlich Akkadier, von einem semitischen Volk von der Arabischen Halbinsel, das seit etwa dem dritten Jahrtausend vor Chr. in Mesopotanien siedelte.  Es scheint, als wäre Azar mit einigen seiner Verwandten in der frühen Kindheit Abrahams vor der Konfrontation mit seinem Volk in die Stadt Haran ausgewandert, obgleich einige jüdisch-christliche Traditionen[7] sagen, es sei später in seinem Leben gewesen, nachdem er in "seiner Heimat Ur"  abgewiesen worden war.  In der Bibel wird erzählt, Haran, einer von Abrahams Brüdern, sei in "seinem Vaterland zu Ur" (1 Mose 11:28) gestorben, aber er war viel älter als Abraham, denn sein Bruder Nahor nahm Harans Tochter Milka zur Frau (1 Mose 11:29).  Die Bibel erwähnt ebenfalls nicht Abrahams Auswanderung nach Haran, die erste Aufforderung auszuwandern ist die von Haran weg, als wenn er dort zuvor angesiedelt gewesen wäre (1 Mose 12:1-5).  Wenn wir die erste Aufforderung nehmen für die Auswanderung von Ur nach Kanaan, dann scheint es keinen Grund gegeben zu haben, dass Abraham mit seiner Familie in Haran verweilt haben sollte, seinen Vater dort ließ und danach nach Kanaan zu ziehen, von der geographischen Unmöglichkeit einmal abgesehen.  [Siehe Karte.]

Der Qur´an erwähnt die Auswanderung Abrahams, aber er tut dies, nachdem Abraham sich von seinem Vater und seinen Stammesgenossen wegen ihres Unglaubens abgewandt hatte.  Wenn er zu jener Zeit in Ur gewesen wäre, erscheint es ziemlich unwahrscheinlich, dass sein Vater mit ihm nach Haran gegangen wäre, nachdem er ungläubig war und ihn zusammen mit den anderen Götzendienern der Stadt solchen Qualen ausgesetzt hatte.  Was den Grund dafür betrifft, warum sie auswanderten, so legen archäologische Beweise nahe, dass Ur eine große Stadt war, die während Abrahams[8] Lebenszeit aufstieg und fiel, daher könnten sie gezwungen gewesen sein, sie wegen äußeren Schwierigkeiten zu verlassen.  Sie könnten Haran gewählt haben, weil dieselbe Religion hatten wie Ur.[9]

Die Religion von Mesopotamien 

Archäologische Entdeckungen aus Abrahams Zeit zeichnen ein lebeniges Bild von dem religiösen Leben in Mesopotamien.  Seine Einwohner waren Polytheisten, die an eine Göttergemeinschaft glaubten, in der jeder Gott einen Einflußbereich besaß.  Der große Tempel, der dem akkadischen[10] Mondgott Sin gewidmet war, war das Hauptzentrum von Ur.  In Haran war ebenfalls der Mond die zentrale Gottheit.  Dieser Tempel, so glaubten sie, wäre das physikalische Heim Gottes.  Der Hauptgott dieses Tempels war ein hölzerne Götze mit zusätzlichen Götzen oder ´Göttern´, die ihm dienten.     

Der große Ziggurat von Ur, der Tempel des Mondgottes Nanna, auch als Sin bekannt.  Aufgenommen 2004, das Foto ist im Besitz von Lasse Jensen. 

Kenntnis von Gott

Obwohl die jüdisch-christlichen Gelehrten unterschiedlicher Meinung sind, wann Abraham Gott Kenntnis von Gott erhalten hat: im Alter von drei, zehn oder achtundvierzig[11]; der Qur´an schweigt über das genaue Alter, in dem Abraham seine erste Offenbarung erhielt.  Es scheint aber so, als wäre er noch jung gewesen, denn der Qur´an nennt ihn einen jungen Mann, als sein Volk versuchte, ihn hinzurichten, weil er ihre Götzen abgelehnt hat, und Abraham selbst sagte, er verfüge über Wissen, das seinem Vater nicht bekannt wäre, als er ihn dazu aufforderte, Gott allein anzubeten, noch bevor seine Mission zu seinem Volk begann (19:43).  Der Qur´an sagt deutlich, dass er einer von den Propheten war, denen eine Schrift offenbart worden war.  

“Dies stand wahrlich in den ersten Schriften, den Schriften Abrahams und Moses´.” (Quran 87:18-19)



Footnotes:

[1] Abraham. The Catholic Encyclopedia, Volume I. Copyright © 1907 by Robert Appleton Company. Online Edition Copyright © 2003 by K. Knight Nihil Obstat, March 1, 1907. Remy Lafort, S.T.D., Censor. Imprimatur. +John Cardinal Farley, Archbishop of New York. (https://www.newadvent.org/cathen/01051a.htm)

[2] Sarah. The Catholic Encyclopedia, Volume I. Copyright © 1907 by Robert Appleton Company. Online Edition Copyright © 2003 by K. Knight Nihil Obstat, March 1, 1907. Remy Lafort, S.T.D., Censor. Imprimatur. +John Cardinal Farley, Archbishop of New York.) (Abraham. Charles J. Mendelsohn, Kaufmann Kohler, Richard Gottheil, Crawford Howell Toy. The Jewish Encyclopedia.

[3] Mesopotamien: “(Mes·o·po·ta·mi·a) eine alte Region in Südostasien zwischen den Flüssen Tigris und Euphrat im heutigen Irak.  Vermutlich vor 5 000 vor Chr. Besiedelt, das Gebiet war die Heimat zahlreicher früher Zivilisationen, einschließlich Sumer, Akkad, Baylonier und Assyrer.” (The American Heritage® Dictionary of the English Language, Fourth Edition
Copyright © 2000 by Houghton Mifflin Company.
)

[4] Der Urahn des hebräischen Volkes, Abram, war, wie uns erzählt wird, in "Ur von den Chaldäa" geboren.  "Chaldäa" ist ein Übersetzungsfehler des hebräischen "Kasdim"; "Kasdim" ist der alt-testamentarische Name der Babylonier, während "Chaldäa" ein Stamm war, der an den Küsten des Persischen Golfes lebte, und nicht eher Teil der babylonischen Bevölkerung wurde, bist zur Zeit von Hesekiel.  Ur war eine der ältesten und berühmtesten babylonischen Städte.  Ihre Seite wird heute Mugheir oder Mugayyar  genannt und befindet sich auf der Westseite des Euphrats, in Südbabylonien.  (Easton’s 1897 Bible Dictionary).  Manche jüdisch-christlichen Gelehrten sagen, dass "Ur-Kasdim" das in der Bibel erwähnt wurde, nicht Ur gewesen sei, sondern eigentlich die Stadt Ur-Kesh, die sich in Nord-Mesopotamien und näher bei Haran befindet.  (From Abraham to Joseph - The historical reality of the Patriarchal age. Claus Fentz Krogh. (https://www.genesispatriarchs.dk/patriarchs/abraham/abraham_eng.htm).

[5] Ibn Asakir, ein berühmter muslimischer Gelehrter und Historiker, unterstützt ebenfalls diese Meinung und sagt, dass er in Babylonien geboren ist.  Siehe “Qisas al-Anbiyaa” ibn Katheer.

[6] Stories of the Prophets, ibn Katheer. Darussalam Publications.

[7] Da in der Bibel nur wenige Einzelheiten über das Leben Abrahams zu finden sind, entstammt vieles von dem, was über Abraham angenommen wird, aus verschiedenen jüdisch-christlichen Überlieferungen, die im Talmud und anderen rabbinischen Schriften gesammelt wurden.  Vieles von dem, was in der Bibel ebenso wie in anderen Erzählungen erwähnt wird, wird unter den jüdisch-christlichen Gelehrten als Legenden angesehen, von dem vieles nicht bewiesen werden konnte.  (Abraham. The Catholic Encyclopedia, Volume I. Copyright © 1907 by Robert Appleton Company. Online Edition Copyright © 2003 by K. Knight Nihil Obstat, March 1, 1907. Remy Lafort, S.T.D., Censor. Imprimatur. +John Cardinal Farley, Archbishop of New York.) (Abraham. Charles J. Mendelsohn, Kaufmann Kohler, Richard Gottheil, Crawford Howell Toy. The Jewish Encyclopedia. (https://www.jewishencyclopedia.com/view.jsp?artid=360&letter=A#881)

[8] (https://www.myfortress.org/archaeology.html)

[9] (https://www.myfortress.org/archaeology.html)

[10] Akkad: “(Ak·kad) Eine uralte Region von Mesopotamien, die den nördlichen Teil von Babylonien besetzte.” (The American Heritage® Dictionary of the English Language, Fourth Edition
Copyright © 2000 by Houghton Mifflin Company.)

[11] Gen R. xxx. Abraham. Charles J. Mendelsohn, Kaufmann Kohler, Richard Gottheil, Crawford Howell Toy. The Jewish Encyclopedia. (https://www.jewishencyclopedia.com/view.jsp?artid=360&letter=A#881).

Die Geschichte von Abraham (teil 2 von 7): Ein Aufruf für Sein Volk

Abraham und sein Vater

Wie alle anderen seines Volkes war Abrahams Vater Aazar (Tharah oder Terakh in der Bibel) ein Götzenanbeter.  Biblische Überlieferungen[1]  sagen von ihm, dass er tatsächlich ein Bildhauer dieser Götzen gewesen sei,[2]  daher richtete sich Abrahams erster Aufruf an ihn.  Er sprach ihn mit logischen und vernünftigen Worten an, auf eine Art und Weise, die sowohl von einem jungen Mann, wie er selbst es war, als auch von einem Weisen verstanden werden konnte: 

“Und erwähne in diesem Buch (dem Qur´an) Abraham. Er war ein Wahrhaftiger, ein Prophet, als er zu seinem Vater sagte: "O mein Vater, warum verehrst du das, was nicht hört und sieht und dir nichts nützen kann?  O mein Vater, zu mir ist Wissen gekommen, das nicht zu dir kam; so folge mir, ich will dich auf den ebenen Weg leiten.” (Quran 19:41-43)

Die Antwort seines Vaters war aber eine Zurückweisung, die deutliche Zurückweisung einer jeden Person, die von einer deutlich jüngeren herausgefordert wurde, eine Herausforderung gegen Jahre der Tradition und der Norm. 

“Er (der Vater) sagte: "Wendest du dich von meinen Göttern ab, o Abraham?  Wenn du (damit) nicht aufhörst, so werde ich dich wahrlich steinigen.  Verlass mich für lange Zeit.” (Quran 19:46)

Abraham und sein Volk

Nach beständigen Versuchen, seinen Vater dazu aufzurufen, den Dienst für die falschen Götzen aufzugeben, wandte sich Abraham seinem Volk zu, um zu versuchen, die anderen zu warnen, indem er auch sie mit derselben einfachen Logik ansprach: 

“Und verlies ihnen die Geschichte Abrahams, als er zu seinem Volke sagte: "Was betet ihr an?"  Sie sagten: "Wir beten Götzen an, und wir sind ihnen anhaltend zugetan."  Er sagte: "Hören sie euch, wenn ihr (sie) anruft?  Oder nützen sie oder schaden sie euch?"  Sie sagten: "Nein, aber wir fanden unsere Väter das gleiche tun."  Er sagte: "Seht ihr denn nicht, was ihr da angebetet habt, ihr eure Vorväter?  Sie sind mir feindlich (gesonnen); nicht aber der Herr der Welten, Der mich erschaffen hat; und Er ist es, Der mich richtig führt und Der mir Speise und Trank gibt.  Und wenn ich krank bin, ist Er es, Der mich heilt, und (Er ist es,) Der mich sterben lassen wird und mich dann wieder zum Leben zurückbringt.” (Quran 26:69-81)

Im folgenden führte er weitere Beispiele dafür an, um sie davon zu überzeugen, dass die einzige Gottheit, der Anbetung gebührt, Gott ist, der Allmächtige.  Die jüdisch-christliche Tradition erzählt eine ähnliche Geschichte, rückt aber Abraham selbst in die Position, dass er sich darüber klar wurde, dass Gott keines dieser Wesen sein konnte[3] und nicht als Beispiele für sein Volk.  Nach dem Qur´an hat keiner der Propheten jemals andere als Gott angebetet, auch als sie über den richtigen Weg noch nicht informiert gewesen waren, bevor sie als Propheten entsandt waren.  Der Qur´an sagt über Abraham: 

“Und als ihn nun die Nacht überschattete, da erblickte er einen Stern.  Er sagte: "Das ist mein Herr."  Doch da er unterging, sagte er: "Ich liebe nicht die Untergehenden.” (Quran 6:76)

Abraham erzählte ihnen das Beispiel von den Sternen, einer Schöpfung, die für die Menschen jener Zeit wirklich unverständlich war und in der etwas größeres als die Menschheit gesehen wurde, und häufig wurden ihnen verschiedene Kräfte zugesprochen.  Aber in dem Untergang der Sterne sah Abraham ihre Unfähigkeit, zu erscheinen, wie sie es wünschen und nicht nur des Nachts.

Dann gab er ihnen noch ein Beispiel von etwas noch Großartigerem, einem noch schöneren, größeren Himmelskörper, der auch am Tage erscheinen konnte! 

“Als er er den Mond sah, wie er sein Licht ausbreitete, da sagte er: "Das ist mein Herr."  Doch da er unterging, sagte er: "Wenn mein Herr mich nicht rechtleitet, werde ich gewiss unter den Verirrten sein.” (Quran 6:77)

Und dann als letzte Steigerung in seinen Beispielen, nannte er ihnen als Beispiel etwas noch Mächtigeres, Größeres, eine der kraftvollsten Schöpfungen, ohne die das Leben selbst unmöglich wäre:  

“Als er die Sonne sah, wie sie ihr Licht ausbreitete, da sagte er: "Das ist mein Herr, das ist noch größer."  Da sie aber unterging sagte er: "O mein Volk, ich habe nichts mit dem zu tun, was ihr (Gott) zur Seite stellt.  Seht, ich habe mein Angesicht in Aufrichtigkeit zu Dem gewandt, Der die Himmel und die Erde schuf, und ich gehöre nicht zu den Götzendienern.” (Quran 6:78-79)

Abraham bewies ihnen, dass der Herr der Welten nicht in den Schöpfungen zu finden ist, die ihre Götzen repräsentierten, sondern Er ist Der, Der sie alle und alles, was sie sehen und wahrnehmen können, geschaffen hat; dass der Herr nicht notwendigerweise zu sehen sein muss, damit man Ihn anbeten kann.  Er ist ein Allmächtiger Herr, nicht an irgendwelche Einschränkungen gebunden, die in der Welt, in der wir sind, zu finden sind.  Seine Botschaft war einfach: 

“Dient Gott und fürchtet Ihn.  Das ist besser für euch, wenn ihr es wüßtet.  Ihr dient nur Götzen statt Gott, und ihr ersinnt eine Lüge.  Jene, denen ihr statt Gott dient, vermögen euch nicht zu versorgen.  Sucht darum bei Gott die Versorgung und dient Ihm und seid Ihm dankbar.  Zu Ihm werdet ihr zurückgebracht werden.” (Quran 29:16-19)

Er stellte ihr Festhalten an den Traditionen ihrer Vorväter offen in Frage: 

“Er sagte: "Wahrlich, ihr und eure Vorväter seid dem Irrtum verfallen.”

Abrahams Weg war erfüllt von Schmerzen, Härte, Versuchungen, Widerstand und Kummer.  Sein Vater und sein Volk wiesen seine Botschaft zurück.  Sein Ruf stieß auf taube Ohren, sie kamen nicht zur Vernunft.  Anstatt dessen wurde er herausgefordert und sie machten sich über ihn lustig: 

“Sie sagten: "Bring uns die Wahrheit oder machst du Scherze?”

In diesem Lebensabschnitt widersetzte sich Abraham, ein junger Mann mit guten Zukunftsaussichten, seiner eigenen Familie und seinem eigenen Volk, um die Botschaft des wahren Monotheismus zu verbreiten: den Glauben an den Einen Wahren Gott und die Ablehnung aller anderen falschen Gottheiten, seien es Sterne oder andere himmlische oder irdische Schöpfungen oder Bildnisse von Gottheiten in Form von Götzen.  Er wurde für seinen Glauben zurückgewiesen, ausgestoßen und bestraft, aber er blieb standhaft gegenüber allem Bösen, bereit, noch mehr davon in Kauf zu nehmen. 

“Und als Abraham von seinem Herrn durch Worte geprüft wurde und er diese vollbrachte…  ” (Quran 2:124)



Footnotes:

[1] Gen r. xxxviii, Tanna debe Eliyahu. Ii. 25.

[2] Abraham. Charles J. Mendelsohn, Kaufmann Kohler, Richard Gottheil, Crawford Howell Toy.  The Jewish Encyclopedia.  (https://www.jewishencyclopedia.com/view.jsp?artid=360&letter=A#881)

[3] The Talmud: Selections, H. Polano. (https://www.sacred-texts.com/jud/pol/index.htm).

Die Geschichte von Abraham (teil 3 von 7): Die Zerstörung der Götzen

`Dann war es an der Zeit, dem Predigen Taten folgen zu lassen.  Abraham plante einen tapferen und entscheidenden Schlag gegen den Götzendienst.  Der Bericht des Qur´an unterscheidet sich nur wenig von den jüdisch-christlichen Überlieferungen, die sagen, Abraham zerstörte die persönlichen Götzen seines Vaters.[1]  Der Qur´an berichtet uns, dass er die Götzen seines Volkes zerstört hat, die an einem religösen Altar aufbewahrt worden waren.  Abraham hatte sich einen Plan ausgedacht, in dem die Götzen beteiligt waren:

“Und, bei Gott, ich will gewiß gegen eure Götzen verfahren, nachdem ihr kehrt gemacht habt und weggegangen seid.” (Quran 21:57)

Es war Zeit für eine religiöse Festlichkeit, vielleicht der Sünde geweiht, wozu sie die Stadt verließen.  Abraham war dazu eingeladen, an des Festlichkeiten teilzunehmen, aber er entschuldigte sich:

“Dann warf er einen Blick zu den Sternen und sagte: "Mir ist übel.” (Quran 37:89)

Als dann seine Angehörigen ohne ihn loszogen, war für ihn die Gelegenheit gekommen.  Als der Tempel verlassen war, begab sich Abraham dorthin und näherte sich den gold-überzogenen hölzernen Götzen, vor die die Priester sorgfältig ihre Mahlzeiten hingestellt hatten.  Abraham machte sich in seinem Unglauben über sie lustig: 

“Nun wandte er sich heimlich an ihre Götter und sagte: "Wollt ihr nicht essen?  Was ist mit euch, dass ihr nicht redet?" 

Was kann den Menschen nach alledem dazu verleitet haben, Götzen anzubeten, die er selbst gefertigt hatte?  

“Dann begann er, sie plötzlich mit der Rechten zu schlagen." 

Der Qur´an erzählt uns:

“Alsdann schlug er sie in Stücke – mit Ausnahme des größten von ihnen – damit sie ich an ihn wenden könnten.” (Quran 21:58)

Als die Priester des Tempels zurückkehrten, waren sie schockiert, als sie ihre die Zerstörung ihrer Heiligtümer im Tempel sahen.  Sie fragten sich, wer ihren Götzen dies angetan haben könnte, da erinnerte sich einer an Abraham und sagte, dass er schlecht von ihnen gesprochen habe.  Als sie ihn zu sich riefen, zeigte ihnen Abraham ihre eigene Dummheit:   

“Er sagte: "Verehrt ihr das, was ihr gemeißelt habt, obwohl Gott euch und das, was ihr gemacht habt, erschaffen hat?” (Quran 37:95)

Ihre Wut steigerte sich immer mehr; sie waren ganz und gar nicht in der Laune, ihn predigen zu hören, sondern fragten ihn ganz direkt:

“Bist du es gewesen, der unseren Göttern dies angetan hat, o Abraham?”(Quran 21:62)

Aber Abraham hatte den größten Götzen nicht ohne Grund unberührt gelassen:  

“Er sagte: "Nein, dieser da, der größte von ihnen, hat es getan.  Fragt sie doch, wenn sie reden können!’”

Als Abraham sie so herausforderte, gerieten sie in Verwirrung.  Sie beschuldigten sich gegenseitig, die Götzen nicht beschützt zu haben und, ohne ihm in die Augen zu sehen, sagten sie: 

“Du weißt recht wohl, dass diese nicht reden können!”

Da hatte Abraham sie, wo er sie befragen konnte: 

“Er sagte: "Verehrt ihr denn statt Gott das, was euch weder den geringsten Nutzen bringen, noch euch schaden kann?  Pfui über euch und über das, was ihr statt Gott anbetet.  Wollt ihr denn nicht begreifen?’” (Quran 21:66-67)

Die Ankläger wurden zu den Angeklagten.  Sie wurden der logischen Begriffstutzigkeit angeklagt und blieben Abraham die Antwort schuldig.  Weil Abrahams Beweisführung nicht zu beantworten war, war ihre Antwort wütend und ungehalten, und sie verurteilten Abraham dazu, bei lebendigem Leib verbrannt zu werden. 

“Sie sagten: Baut einen Bau für ihn und werft ihn in die rote, heiße Glut des Feuer.” (Quran 37:97)

Die Stadtbewohner halfen alle dabei, Holz für das Feuer zu sammeln, bis das größte Feuer brannte, das sie je gesehen hatten.  Der junge Abraham gab sich völlig seinem Glauben hin, den der Herr der Welten für ihn ausgewählt hatte.  Er verlor nicht sein Gottvertrauen, diese Prüfung machte ihn nur noch stärker.  Abraham schreckte angesichts des Feuertodes nicht zurück, obwohl er noch so jung war, seine letzten Worte, bevor er verbrannt werden sollte, waren: 

“Gott genügt mir und Er ist der Beste, der die Dinge erledigt.” (Saheeh Al-Bukhari)

Hier haben wir wieder ein Beispiel dafür, wie Abraham angesichts der harten Prüfung seine Wahrhaftigkeit unter Beweis stellte.  Sein Glaube an den Wahren Gott wurde hier geprüft und er bewies, dass er sogar darauf vorbereitet war, seine Existenz für die Botschaft Gottes zu opfern.  Seinen Glauben hat er durch seine Taten bewiesen. 

Gott hat aber dieses Schicksal für Abraham nicht gewollt, denn er hatte noch eine größere Botschaft zu verkünden.  Er sollte der Stammvater einiger der größten Propheten werden, die der Menschheit bekannt sind.  Gott bewahrte Abraham als Zeichen für ihn und auch als Zeichen für sein Volk. 

“Wir (Gott) sprach: "O Feuer, sei kühl und ein Frieden für Abraham."  Und sie strebten, ihm Böses zu tun, allein Wir machten sie zu den größten Verlierern.” (Quran 21:69-70) 

So entkam Abraham unbeschadet dem Feuer.  Sie versuchten, für ihre Götter Rache zu üben, aber letzten Endes wurden sie und ihre Götzen gedemütigt.  



Footnotes:

[1] The Talmud: Selections, H. Polano. (https://www.sacred-texts.com/jud/pol/index.htm).

Die Geschichte von Abraham (teil 4 von 7): Seine Auswanderung nach Kanaan

Moderne archäologische Entdeckungen lassen vermuten, dass die höchste Priesterin die Tochter des Herrschers war.  Natürlich wird sie darauf gedrungen haben, an dem Mann, der ihren Tempel entweiht hat, ein Exempel zu statuieren.  Also fand sich Abraham, der noch ein junger Mann war[1], bald vor Gericht wieder, allein stand er vor einem König, höchstwahrscheinlich vor König Nimrod.  Nicht einmal sein Vater war an seiner Seite.  Aber Gott war es, wie immer schon.   

Auseinandersetzung mit einem König

Während jüdisch-christliche Traditionen eindeutig versichern, dass Abraham von König Nimrod zum Tod durch das Feuer verurteilt wurde, geht der Qur´an nicht genauer auf diese Einzelheit ein.  Er erwähnt allerdings die Auseinandersetzung, die zwischen einem König und Abraham stattgefunden hat, und einige muslimische Gelehrte vermuten, dass es derselbe Nimrod gewesen war, jedoch nach einem Versuch der Menge, Abraham zu töten.[2]  Nachdem Gott Abraham aus dem Feuer gerettet hatte, wurde sein Fall dem König vorgetragen, der anmaßend mit Gott Selbst um sein Königreich wetteiferte.  Er stritt sich mit dem jungen Mann, wie Gott uns berichtet: 

“Hast du nicht über jenen nachgedacht, der über seinen Herrn mit Abraham ein Wortgefecht führte, weil Allah ihm die Herrschaft gegeben hatte?” (Quran 2:258)

Abrahams Logik war unbestreitbar.    

“‘Mein Herr ist Derjenige, Der lebendig macht und sterben läßt", da sagte er (der König): "Ich bin es, der lebendig macht und sterben läßt.’” (Quran 2:258)

Der König ließ zwei Menschen bringen, die zum Tode verurteilt waren.  Er ließ den einen frei und ließ den anderen hinrichten.  Diese Antwort des Königs war derart aus dem Zusammenhang gerissen und unbedacht daher gesagt.  Also sprach Abraham noch weiter, um ihn zum Schweigen zu bringen: 

“Da sagte Abraham: "Doch es ist Gott, Der die Sonne im Osten aufgehen läßt; so laß du sie im Westen aufgehen."  Da war der Ungläubige verwirrt.  Und Gott leitet nicht die ungerechten Leute. ” (Quran 2:258)

Abrahams Auswanderung  

Nach Jahren des unaufhörlichen Aufrufens und der Ablehnung durch sein Volk befahl Gott Abraham, sich von seiner Familie und seinem Volk zu trennen:  

"Ihr habt bereits ein vortreffliches Beispiel an Abraham und denen mit ihm, als sie zu ihrem Volk sagten: ´Wir haben nichts mit euch noch mit dem zu schaffen, was ihr statt Gott anbetet.  Wir verwerfen euch.  Und zwischen uns und euch ist offenbar für immer Feindschaft und Haß entstanden, (solange) bis ihr an Gott glaubt und an Ihn Allein!” (Quran 60:4)

Wenigstens zwei Menschen von seiner Familie akzeptierten seine Ermahnung – Lot, sein Neffe, und Sarah, seine Frau.  Da wanderte Abraham zusammen mit den anderen Gläubigen aus:   

“Da glaubte Lot ihm; und (Abraham) sagte: ´Ich werde zu meinem Herrn auswandern; Er ist der Allmächtige, der Allweise.´” (Quran 29:26)

Sie wanderten zusammen zum gelobten Land aus, dem Land Kanaan oder Groß Syrien, wo Abraham und Lot nach den jüdisch-christlichen Überlieferungen ihre Gefolgschaft im Westen und Osten des Landes, in das sie ausgewandert waren, aufteilten.[3]

“Und Wir retteten ihn und Lot in das Land, das Wir für die Welten gesegnet hatten.” (Quran 21:71)

Es war hier, in diesem gesegneten Land, wo Gott sich entschloß, Abraham mit seiner Nachkommenschaft zu segnen: 

“…Und Wir (Gott) schenkten ihm Isaak und dazu Jakob (einen Enkel), und Wir machten jeden von ihnen rechtschaffen.” (Quran 21:72)

“Das ist Unser Beweis, den Wir Abraham seinem Volk gegenüber gaben.  Wir erheben im Rang, wen Wir wollen.  Wahrlich, dein Herr ist Allweise, Allwissend.  Und Wir schenkten ihm Isaak und Jakob; jeden leiteten Wir recht, wie Wir vordem Noah rechtgeleitet hatten und von seinen Nachkommen David, Salomo, Hiob, Joseph, Moses und Aaron.  So belohnen Wir diejenigen, die Gutes tun.  Und (Wir leiteten) Zacharias, Johannes, Jesus und Elias; sie alle gehörten zu den Rechtschaffenen.  Und (Wir leiteten) Ismael, Eliesa, Jonas und Lot; und jeden (von ihnen) zeichneten Wir unter den Völkern aus; ebenso manche von ihren Vätern und ihren Nachkommen und ihren Brüdern.  Wir erwählten sie und leiteten sie auf den geraden Weg.  Das ist die Rechtleitung Gottes; damit leitet Er von Seinen Dienern, wen Er will.  Hätten sie aber (etwas) anderes angebetet, wahrlich, all ihr Tun wäre für sie fruchtlos geblieben.  Diese sind es, denen Wir die Schrift gaben und die Weisheit und das Prophetentum...” (Quran 6:83-87)

Propheten, auserwählt für die Führung seines Volkes: 

“Und Wir machten sie zu Vorbildern, die auf unser Geheiß (die Menschen) rechtleiteten, und Wir gaben ihnen ein, Gutes zu tun, das Gebet zu verrichten und die Zakah zu entrichten.  Und sie verehrten Uns allein.  ” (Quran 21:73)



Footnotes:

[1]

2009/12/02 10426
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